…so scheinen die drei Möwen zu denken, die den Strand in Kühlungsborn einmal ganz für sich alleine haben. Keine Urlauber, die den eigenen Weg stören, aber leider auch keine Pommes oder Kekse, die gern mal verfüttert oder großzügig abgegeben werden. Man hätte als Möwe im Januar in Kühlungsborn sogar die Promenade ganz für sich und könnte ganz für sich sein. Aber dafür ist die Nahrung eintöniger, bei Café Röntgen bröselt gar nichts mehr daneben auf die Promenade, denn die wenigen Urlauber im Januar genießen den sonnigen Blick auf die wunderschöne Ostsee lieber von drinnen durch die Panoramscheiben. Und so bleiben die Leckereien wie knusprige Waffeln und Pfannkuchen mit hausgemachtem Apfelmus eben unerreichbar.
Dafür hat man nach dem Anbaden am 1. Januar dann auch die Ostsee wieder ganz für sich allein. Bis die ersten kühnen Schwimmer kommen, dauert es sicher noch. Die Sonne mag hell sein, aber wärmen tut sie das Wasser noch lange nicht so, dass der Durchschnittsmensch Lust auf ein kühles Bad hat. Die Wassersportler und die Segler kommen natürlich früher, spätestens in den Märzferien zieht Kühlungsborn wieder viele Urlauber an sich und an den Ostseestrand.
Der Januar an der Ostsee ist auch nicht wärmer als der November, er ist auch nicht günstiger, was die Hotels und Apartments anbelangt, aber er ist gefühlt immer irgendwie heller. Er ist eben kein Ende, sondern ein Anfang. Als würde die Ostsee sich noch freuen über die lustigen Kostüme derer, die sich tatsächlich am 1. Januar zur totalen Ernüchterung nach der Superparty in die kalten Fluten gestürzt haben. Und ein bisshen Luft holen, bevor die ersten Urlauber sich wieder am Strand einstellen. Erst zögerlich ein paar kernige Angler, dann vielleicht ein paar gut und warm bekleidetet Pärchen und dann, viel später erst, die jungen Familien mit Kind und Kegel, die den Strand vor Café Röntgen immer in ein buntes Durcheinander verwandlen.
Das scheint im Januar noch Lichtjahre entfernt, wenn man allein mit ein paar Möwen am Oststee Strand entlängs geht, das kaum wärmende Sonnenlich auf der Stirn spürt und sich überlegt, ob man diesen Sommer eigentlich lieber zwei oder drei Wochen wieder hieher kommen möchte. Der Sommer an der Ostsee hat schließlich auch seine Reize, seien wir ehrlich.